[Anzeige] Einige Hunde reagieren sensibel auf bestimmte Geräusche oder Situationen. Auch wenn für uns oft nicht ersichtlich ist, warum unsere Hunde so reagieren, merken wir doch, dass sich unser Hund unwohl fühlt. Geräuschsensible Hunde neigen zu Stress oder werden gar panisch. In meinem heutigen Beitrag zeige ich Dir einen Lösungsweg, Deinen Hund an Geräusche oder Situationen zu gewöhnen.
Inhaltsverzeichnis
Ausgangssituation geräuschsensible Hunde
Viele Hunde, allen voran Hütehunde, sind häufig geräuschsensibel bzw. geräuschempfindlich. Der Ursprung ist unterschiedlich. Häufig liegt es daran, dass Dein Hund in der wichtigen Prägephase zu wenig Reize kennen gelernt hat. Natürlich kann aber auch ein traumatisches Erlebnis die Ursache sein. Die nachfolgende Reaktion auf Geräusche kann sowohl Flucht als auch „Angriff sein“.
Ob ein Hund eher den Weg nach hinten oder vorne wählt, ist unterschiedlich und liegt im Charakter und in den Erfahrungen des Hundes. Diese Lösungsstrategie wird häufig bereits in den ersten Lebenswochen festgelegt. Und natürlich beherrscht Dein Hund sicherlich nicht nur eine Lösungsstrategie. Dennoch zeigt meine Erfahrung, dass eben eine Strategie überwiegt. Mira ist der pauschalen Meinung „Angriff ist die beste Verteidigung“. Aber auch wenn es auf fremde Menschen nicht so wirkt, so steckt hinter dieser Taktik doch eher Unsicherheit und Angst. Sie hat nur sehr sehr früh gelernt, dass sie mit dieser Strategie sehr erfolgreich ist.
Gemeinsam mit der AGILA Haustierversicherung werde ich Dir in dem heutigen Beitrag einen Ansatz zeigen, wie ich mit Mira Geräusche und Situationen trainiere, die sie beängstigen.
Warum das Thema „geräuschsensible Hunde?“
Als Mira zu mir kam, war sie ein halbes Jahr alt. Sie hatte keine Reize kennen gelernt und hatte vor allem Angst – selbst Wind, der durch Sträucher fuhr, reichte, um sie aus der Fassung zu bringen. Sie explodierte förmlich. Auch heute stören sie klappernde Türen. Auch klappernde Anhänger an Autos bringen sie in Rage. Auch wenn das über die Jahre mit viel Training natürlich deutlich besser geworden ist.
Allerdings macht es bei meiner Trainingsmethode keinen Unterschied, welche Problemlösung der Hund „bevorzugt“.
Die Methode zum Training von geräuschsensiblen Hunden
Die Erklärung klingt sehr plump und einfach: Ich bringe meinem Hund bei, dass er das, was ihn ängstigt, auch selbst auslösen kann. Wenn Dein Hund versteht, dass er selbst tätig werden kann und nicht hilflos einem Problem gegenüber steht, wird die Angst nachlassen und es stärkt zudem sein Selbstbewusst sein
Selbstbewusstsein
Meist sind es gerade die Hunde, die mit solchen Baustellen zu kämpfen haben, welche unsicher sind. Souveräne Hunde gehen mit den meisten Situationen gelassen um. Ich gebe mit meiner Methode dem Hund also Selbstvertrauen und Souveränität.
Trainiert werden geräuschsensible Hunde bei dieser Methode ausschließlich positiv. Du musst kreativ werden, denn jeder Hund reagiert auf andere Geräusche und Situationen ängstlich. Dein Hund wird andere Ängste haben als meine Mira. Deswegen betrachte meinen Beitrag bitte als Anregung.
Kreativ werden – das ist also das Zauberwort. Denn ich möchte, dass sich Mira ihren Ängsten stellt und selbst motiviert an der Beseitigung ihrer Ängste mit mir arbeitet. Auf keinen Fall soll sie ihren Ängsten selbst überlassen werden. Wir lösen Situationen also gemeinsam.
Beispiele aus unserem Alltag
Damit Du verstehst, was ich meine, erkläre ich Dir nun die Methode an einigen Beispielen aus unserem Alltag.
Problem 1: Die klappernde Tür
Mira reagierte reaktiv auf knallende Türen. Ein Windhauch hat gereicht, die Tür klapperte und Mira explodierte. Es dauerte Minuten bis Stunden bis sie sich beruhigt hatte.
Nun könnte man penibel darauf achten, dass immer alle Türen geschlossen sind und niemals ein Windhauch ein Klappern verursacht – aber sind wir mal ehrlich: Das ist nicht möglich und hilft auch nicht bei der Bewältigung des Problems. Es wäre reines Meideverhalten.
Ich könnte mich auch hinstellen und die Tür hundert Mal hintereinander zu knallen in der Hoffnung, diese Reizüberflutung härtet sie ab (nach wie vor leider eine oft genutzte Trainingsvariante). Auch diese Methode findet bei mir keinen Anklang, da es ein sehr einseitiges Training ist und ich dadurch keine Persönlichkeitsveränderung bei meinem Hund erreiche. Ich setze ihn dauerhaft einem Stressfaktor aus ohne einen Lernerfolg zu erzielen.
Die Lösung dieses Problems war bei genauem Überdenken einfach: Ich habe Mira beigebracht, die Türen selbst zu zu „knallen“. Ein wichtiges Hilfsmittel war mir hier unser Clicker.
Jeder Hund lernt unterschiedlich schnell – und natürlich gibt es auch größere Probleme als eine klappernde Tür.
Bei unserem „Türenproblem“ dauerte es aber nur wenige Tage und Mira knallte die Türen wie ein wütender Teenager – ohne mit der Wimper zu zucken. Auch zufällig knallende Türen stören Sie seitdem nicht mehr. Und diese Sicherheit übertrug sich auch auf viele andere Situationen aus unserem Alltag.
Denn was ich mit dieser Art von Training erreiche, ist – wie oben schon erwähnt- auch eine Stärkung des Selbstbewusstseins. Ich zeige meinem Hund, dass wir gemeinsam seine Ängste besiegen können und er mit mir an seiner Seite alles schaffen kann.
Erarbeitung der Problemlösung
Um Deinem Hund beizubringen, eine Tür selbst zu schließen, bringst Du ihm als erstes bei, ein Target zu berühren (mit der Nase oder der Pfote). Jede Annäherung an das Target wird belohnt (Ob Du mit oder ohne einen Clicker arbeitest, ist Dir überlassen. Ich persönlich nutze gerne den Clicker, um punktgenau belohnen zu können). Sobald Dein Hund verstanden hat, das Target zu berühren, belege es mit einem Wort. Später näherst Du Dich dem Objekt, welches er später bewegen soll. Dieses passiert in kleinen Schritten. Irgendwann kannst Du das Target dann an die Tür halten / kleben. Alles weitere geschieht von ganz allein.
Geh langsam vor, überstürze nichts. Vergiss nicht: Dein Hund hat Angst. Bei zu schnellem Vorgehen erreichst Du das Gegenteil, Dein Hund wird unsicher und noch geängstigter.
Motivation und Anerkennung
Motiviere Deinen Hund bei der Erarbeitung des Problems und zeige Anerkennung – auch für kleine Schritte. Dieses ist bei einem unsicheren Hund unglaublich wichtig. Zeige ihm, dass er gerade das beste macht, was Du je erlebt hast. Ich merke Mira an, wie stolz sie ist, wenn ich sie feiere. Und so verliert sie ihre Angst und wird immer mutiger.
Problem 2 : Umfallende Gegenstände
Ein weiteres Problem stellten umkippende Dinge dar. Ein Stift, der vom Tisch auf den Boden fiel, ein Besen, der zur Seite kippte, alles, was von oben auf sie drauf fallen könnte, Dosen, die beim runter fallen oder umkippen klapperten.
Erarbeitung der Problemlösung
Auch hier habe ich Mira beigebracht, das Geräusch und das Umfallen von Gegenständen selbst auszulösen:
Zuerst brachte ich ihr bei, den Besen mit der Pfote um zustoßen. Ich hielt den Besen dabei anfangs fest und sie berührte ihn mit der Pfote. Nach und nach habe ich den Besen einige Zentimeter fallen lassen und wieder aufgefangen. Auch hier bin ich in sehr kleinen Teilschritten vorgegangen. Lieber einen Schritt zu wenig als einen zu viel. Nach und nach konnte ich den Besen auf den Boden fallen lassen. Später konnte ich den Besen auch gegen die Wand lehnen und sie hat ihn umgeworfen. Mittlerweile muss ich nicht mal mehr dabei stehen.
Im Weiteren habe ich ein Seil an einen Besen gebunden und hinter sich her zu ziehen. Denn auch Geräusche hinter ihr ängstigten sie. Hierzu sollte Dein Hund Apportieren oder Gegenstände halten können.
Zusätzlich habe ich Dosen und Flaschen mit Nägeln oder anderen klappernden Dingen gefüllt und habe diese durch sie umschmeißen und mit der Nase rollen lassen. All diese Situationen habe ich mit dem weiter oben beschriebenen Target aufgebaut. Hierbei reicht sogar ein einfacher kleiner Zettel oder ein kleines Stückchen Teppich.
Wenn ich mir diesen Beitrag nun selbst durchlese, klingt es alles sehr einfach – tatsächlich war es aber viel Arbeit in Minischritten. Kleinigkeiten wurden belohnt mit viel positiver Energie, Motivation, Anerkennung und dem ein oder andere Leckerli.
Fazit
Viele Ängste kannst Du mit Deinem Hund gemeinsam besiegen, wenn Du den richtigen Weg findest. Wichtig beim Training sind Geduld, Einfühlungsvermögen, Motivation und Begeisterung und Anerkennung für die Leistung. So gibst Du geräuschsensible Hunde Selbstverstrauen und stärkst zudem Eure Bindung. Probiere es gerne aus und sag mir, wie es bei Dir funktioniert hat. Gerne gebe ich Dir auch Anregung bei der Lösung Eurer Probleme.
Beachte aber bitte, dass Angst auch gleichbedeutend mit Stress ist. Dauerhaft Deinen Hund in diese Situationen zu bringen kann auch schaden. Du solltest also langsam vorgehen. Beginne im Kleinen und arbeite Dich Schritt für Schritt vor. Auch wenn für Dich die Fortschritte minimal wirken, können sie für Deinen Hund schon sehr große Schritte bedeuten. Vielleicht hast Du ja vor etwas Angst bzw. Furcht? Dann kannst Du Dich sicherlich gut in dieses Gefühl hinein versetzen. Ich selbst habe furchtbare Höhenangst. Es gibt Dinge, die ich einfach nicht tun kann und mich nichts in der Welt dazu bewegen könnte bzw. würde. Mit so einer Herausforderung das Training zu starten, wäre dementsprechend einfach falsch. Aber eine Stufe auf einer Leiter kann selbst ich nehmen und bin dann stolz auf mich 🙂
Auf sleepherds.de findest Du viele weitere tolle Beiträge. Schau Dich gerne um.
Ich finde diesen Ansatz total großartig. Fair und wertschätzend dem Hund gegenüber. Zu deinem Schlusssatz: was richtig ist, hört sich einfach an und führt auch zu schnellen Veränderungen 😉
Vielen Dank für Dein Kommentar. Ich freue mich sehr, dass unser Ansatz so guten Anklang findet. Viel zu oft wird noch nach veralteten Methoden trainiert. Dabei gibt es inzwischen andere Wege, die auch jede Menge Spaß bringen können. 😀
[…] Außerdem wird Mira auch Schläge auf den Kopf bekommen haben. Das erklärt sehr deutlich, warum ich anfangs nichts längeres in die Hand nehmen konnte ohne dass sie wahnsinnig vor Wut geworden ist. Besenstile oder lange Stöcke waren der Horror für sie – und nach wie vor reagiert sie auf einige Gegenstände ängstlich. Wie ich an diesem Problem arbeite, erfährst Du übrigens hier. […]
[…] hatte Dir in meinem über das Training mit geräuschsensiblen Hunden bereits schon etwas über das Training mit einem Target erzählt. Für diesen Trick kannst Du das […]
Hallo Mira,
ich hab spannend mitgelesen, bzw. mein Frauchen. Und wir finden es beide super spannend und schön, wie gut das Hundetraining und die Angst, mit Geduld und Einfühlungsvermögen, vergeht und dafür Selbstvertrauen bei den verschiedensten Angst-Geräuschen entsteht 🙂
Alles Gute, Sammy mit Frauchen Manu
Liebe Manu, lieber Sammy,
ich freu emich sehr, dass Euch unser Beitrag so gut gefallen hat. Gerade durch so eine Trainingsmethode erreicht man dauerhaft einfach mehr als mit der Brechstange. Ich finde Training auf Augenhöhe unglaublich wichtig, denn ich möchte, dass mein Hund mir vertraut. Ganz viele liebe Grüße, Wiebke
[…] ich Mira das Schließen von Türen beigebracht habe, erfährst Du in meinem Bericht über geräuschsensible Hunde. Ähnlich baust Du auch das An – und Ausschalten von Licht […]
Welche Möglichkeiten habe ich denn bei Wind-, Gewitter und Feuerwerk. Wie soll ein Hund denn da rangeführt werden? Bin gerne für kreative Tips dankbar. Grüße Tanja
Liebe Tanja, das ist aus der Ferne schwer zu sagen und kommt auch sehr auf Deinen Hund an. Du könntest es mit einer Geräusche-CD versuchen. Einige Hunde verstehen aber recht schnell, das das quasi nicht „echt“ ist. Ein Versuch ist es aber wert. Liebe Grüße, Wiebke
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[…] eine tolle Idee mit Hund, da auf den meisten Inseln das Knallen und Böllern verboten ist! Für geräuschsensible Hunde also der perfekte Erholungsort und Du kannst ein paar ruhige Tage mit gesunder Meeresluft […]
[…] ist es kein Bild wert, Deinen Hund in so eine Situation ohne ausreichendes Training zu drängen! Geräuschsensible Hunde sollten nicht direkt neben eines Schießstands abgelichtet […]
[…] Du kannst es auch mit einem Nasentarget aufbauen, wenn Dein Hund dies bereits kennt. Wenn Du es Deinem Hund beibringen möchtest, lies gerne in meinem Beitrag „geräuschsensible Hunde„. […]
[…] Stress dabei hat. Durch die hansgrohe DogShower ist sie wesentlich entspannter. Mira ist sehr geräuschempfindlich und unsere neue Hundedusche ist wesentlich leiser. Es ist also ein großer Vorteil, dass sie nicht […]
[…] Geräuschempfindliche Hunde (zum Beispiel bei Baustellenlärm etc.) […]
Hallo
mein Hund Buzz, ein Bolonka war früher nicht sehr schreckhaft, OK… bei manchen lauten Geräuschen, bei denen ich mich selbst erschrocken habe, da war er ängstlich. an Sylvester ist er sogar mit raus gegangen..
wir haben ihn aber in die Wohnung gebracht, mit einem Ridgeback, der als Gast da war.
Heute geht er steil ab, wenn aus weiter Entfernung ein Knall zu hören ist. Sylvester ist eine Katastrophe!!! Mittlerweile stören ihn sämtliche laute Geräusche… Arbeiten in der Nachbarschaft mit Sägen, Bohren und dergleichen. wenn ich sauge, haut er ab.
Was kann man da trainieren? Das scheint mir sehr aufwendig zu sein.
Liebe Doro, entschuldige die späte Antwort, ich war im Urlaub. Training ist sehr häufig langwierig und aufwendig. Es gibt verschiedene Ansätze, wie trainiert werden kann. Aber in Deinem Fall möchte ich Dir ans Herz legen, einen Trainer nach Hause zu holen, der sich das „Problem“ anschaut. Nur so kann individuell der Grund gefunden und daran gearbeitet werden. Liebe Grüße
Wiebke
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