Depressiver Hund? Gibt es sowas wirklich? Ja, auch im Tierreich gibt es Depressionen. Ich musste sie leider bei Mira miterleben und berichte Dir daher aus meinen Erfahrungen und gebe Dir Tipps, wie Du eine Depression beim Hund erkennst und wir Du Deinem Hund aus diesem tiefen Loch heraus helfen kannst.
Inhaltsverzeichnis
Wann hatte Mira Depressionen?
Angefangen habe ich mich mit dem Thema depressiver Hund zu beschäftigen nach der ersten Läufigkeit von Mira. Es ist natürlich, dass Hündinnen nach der Läufigkeit scheinschwanger / scheinträchtig werden. Je nach Hund äußert sich die Scheinträchtigkeit mit verschiedenen Symptomen. Die einen fangen an, Kuscheltiere zu horten, andere sind sehr ruhig und wollen nur schlafen oder sind übermäßig kuschelbedürftig.
Viele Hündinnen zeigen aber nicht nur in ihrem Verhalten Auffälligkeiten, sondern haben auch eine geschwollene Gesäugeleiste und Milcheinschuss.
Mira zeigte fast alle Symptome. Die Milch lief an ihrem Körper runter. Sie wollte gar nichts mehr, hat sich zurück gezogen, hatte keinen Spaß mehr am Leben. Zum Spazierengehen musste ich sie fast zwingen. Draußen war sie allen und jedem aggressiv gegenüber (ausgenommen mir). Ihr Blick war traurig und leer. Es war wirklich nur sehr schwer zu ertragen.
Ich habe sie beim Tierarzt vorgestellt und auch er hatte vorher so ein krasses Verhalten bei einer Scheinträchtigkeit noch nie gesehen. Und er kennt Mira wirklich gut und lange. Mira hatte Depressionen bzw. zeigte depressives Verhalten. Und ich musste mir eingestehen: Wir haben ein Problem.
Depressiver Hund – sollte ich eine Hündin bei einem solchen Verhalten kastrieren lassen?
Mira ist inzwischen kastriert. Allerdings hätte ich sie „nur“ deswegen nicht kastrieren lassen. Sie hatte eine Gebärmutterentzündung, sodass die Kastration unumgänglich für uns war. Ich würde auch niemals vorschnell kastrieren, sondern immer erst andere Wege ausprobieren. Bei Mira hielt dieser depressive Zustand allerdings gut und gerne sechs Wochen an.
Aber: Nachdem die Depressionen nach jeder Läufigkeit und bei jeder Scheinträchtigkeit immer schlimmer und schlimmer wurden, war ich schon erleichtert, dass wir damit auch das Thema „erledigen“ konnten.
Ich werde in diesem Artikel genauer darauf eingehen, welche Optionen Du hast, sollte Deine Hündin auch nach der Läufigkeit ein depressiver Hund sein. Bevor Du deswegen vorschnell kastrieren lässt, möchte ich an dieser Stelle aber vorab schon mal den Tipp geben, mit einem Verhaltenstherapeuten zu sprechen. Eine Kastration ist nie die Lösung aller Probleme, auch wenn manchmal kein Weg drum herum geht.
Lektüre zum Thema psychische Erkrankungen / Depressiver Hund – Lesetipp
Nach Veröffentlichung dieses Beitrag bin ich auf ein Buch gestoßen, welches sich mit dem Thema psychische Erkrankungen beim Hund auseinandersetzt. Dieses wurde erst vor kurzem veröffentlicht. Ich kann es vor allem Tierärzten, Verhaltenstherapeuten, Hundetrainern und Tierphysiotherapeuten ans Herz legen. Und natürlich jedem Hundehalter, der sich wirklich mit seinem Hund und dem Thema Psyche auseinander setzen möchte (also quasi jedem).
Das Buch nennt sich „Black Dog“. Der Titel stammt daher, dass Winston Churchill seine Depressionen als „seinen schwarzen Hund“ bezeichnet hat. Es geht der Frage auf den Grund, ob und an welchen psychischen Krankheiten Hunde leiden können.
Für mich gab es in diesem Buch sehr viele Denkanstöße. Außerdem wurde ich in vielen Überlegungen bestärkt. Daher möchte ich Dir dieses Buch verlinken. Wenn Du das Buch über die Verlinkung bestellen solltest, erhalte ich eine kleine Provision (Affiliate-Link). Der Preis ändert sich aber für Dich nicht.
N/A Dein Hund ist eigentlich immer zum Spielen und Rennen zu haben, aber plötzlich bewegt er sich nicht mehr gerne? Das kann unterschiedliche Gründe haben, zum Beispiel Schmerzen. Aber es kann auch psychische Gründe haben.[/caption]Depressives Verhalten vs. Depression beim Hund
Nun solltest Du ganz klar zwischen einem Depressiven Verhalten beim Hund und einer ausgeprägten Depression unterscheiden. Ein depressives Verhalten zeigt sich vorübergehend. So zum Beispiel wie bei Mira in ihrer Scheinträchtigkeit und mit ihren imaginären Welpen. Eine Depression dauert über einen längeren Zeitraum an. Der Übergang ist jedoch fließend und aus einem depressiven Verhalten kann auch eine chronische Depression und somit ein depressiver Hund werden.
Daher solltest Du unbedingt ein genaues Auge auf Deinen Hund werfen, wenn er zu einer solchen Verhaltensweise neigt. Wie auch bei uns Menschen sind die Symptome bei Hunden unterschiedlich. Nicht jeder Hund zeigt jedes Symptom. Bei einem depressiven Hund kommen aber meist mehrere Symptome gleichzeitig.
Depressiver Hund – wie erfolgt eine Diagnose?
Wenn Du das Gefühl hast, dass es Deinem Hund nicht gut geht, begib Dich bitte direkt zum Tierarzt. Ich erlebe immer wieder, wie viele lange abwarten bis es irgendwann nicht mehr geht. Bis zu diesem Zeitpunkt hat Dein Tier aber bereits gelitten. Geh lieber ein Mal zu viel als ein Mal zu wenig zum Tierarzt. Selbst wenn es sich dort als „Lapalie“ heraus stellt.
Auch ein vermeintlich depressiver Hund muss dem Tierarzt vorgestellt werden. Dort wird er von Kopf bis Fuß untersucht. Er wird abgehört und abgetastet. Häufig wird ein Blutbild heran gezogen und ggf. auch bildgebende Untersuchungen wie Röntgen, Ultraschall oder MRT und CT genutzt. Hierdurch wird ausgeschlossen, dass die Erkrankung eine organische oder körperliche Ursache hat. Denn natürlich könnte Dein Hund die oben genannten Symptome auch zeigen, weil er Schmerzen hat.
Dein Hund ist körperlich gesund – was nun?
Wenn alle körperlichen Ursachen ausgeschlossen werden können, solltest Du (sofern Dein Tierarzt in diesem Bereich nicht so versiert ist) einen Verhaltenstherapeuten für Hunde aufsuchen. Auch Physiotherapie für Hunde sollte eine Station für Dich sein. So kann das Verhalten Deines Hundes und sein Alltag bzw. seine Lebensumstände analysiert werden und auch Blockaden und Verspannungen behandelt werden.
Natürlich bedeutet das Aufwand und es bedeutet für Dich auch kosten. Aber was ist Dir lieber: Ein depressiver Hund oder ein lebensfroher, glücklicher Hund?
Antidepressiva für Hunde sinnvoll?
Wir Menschen neigen ja dazu, für alles schnell einen Schalter zu benötigen und „klick“ ist wieder alles in Ordnung. Daher stellt sich vielleicht auch für Dich die Frage, ob es Antidepressiva auch für Hunde gibt. Und die Antwort lautet: Ja, die gibt es. Sowohl stimmungsaufhellende Medikamente als auch beruhigende „Pillen“.
Aber sind diese wirklich sinnvoll? Meine persönliche Einschätzung lautet: Es kommt darauf an. Psychische Erkrankungen können durchaus genetisch veranlagt sein. Außerdem ist bei gewissen Störungen ein Training bzw. eine Verhaltenstherapie gar nicht möglich. Sollte Dein Hund also Auffälligkeiten in der Psyche zeigen, solltest Du zuerst einen spezialisierten Tierarzt aufsuchen, der Dich berät. Denn natürlich können wir beim Thema Psyche eine gewisse Veranlagung nicht außer acht lassen.
Leider steckt die Forschung zu diesem Thema bisher noch in den Kinderschuhen. Aber auch beim Menschen wissen wir bezüglich psychischen Krankheiten noch so wenig.
Depressiver Hund – Auslöser für Depressionen bei Hunden
Auch die Auslöser können ganz unterschiedlicher Natur sein. Denn unsere Hunde haben nun mal ihren eigenen Charakter und reagieren auf gewisse Umstände ganz unterschiedlich. Daher möchte ich in diesem Artikel auf die häufigsten Ursachen eingehen.
Hormone
Ein typischer Auslöser zumindest für depressives Verhalten ist ein Hormonchaos. Bei Hündin kann das sehr typisch während oder nach der Läufigkeit auftreten. Vor allem in der Zeit kurz vor dem eigentlichen Wurftermin und während der imaginären Aufzucht der Welpen haben vor allem sehr sensible Hündinnen Probleme.
Nun kann es aber nicht nur die weiblichen Vertreter treffen. Auch Rüden können durch ihre Hormone ganz schön durcheinander gebracht werden. Gerade wenn viele läufige Hündinnen in der Umgebung sind. Denn Liebeskummer kann eben Depressionen auslösen.
Erkrankungen
Ein depressiver Hund kann unter anderen Erkrankungen leiden. So können natürlich Schmerzen Verhaltensveränderungen herbei führen. Aber Dein Hund könnte durch bestimmte körperliche bzw. organische Gegebenheiten sich nicht mehr so bewegen können wie er will und diese körperlichen Einschränkungen sind auch für Hunde nicht immer leicht zu akzeptieren.
Alter
Im hohen Alter fällt das Bewegen und der Alltag nicht mehr so leicht. Manchmal kommt auch Demenz dazu. Die Augen werden schlechter, vielleicht auch das Gehör. All das kann dazu führen, dass Dein Seniorhund ein depressiver Hund wird.
Traumata
Hat Dein Hund etwas schlimmes erlebt? Zum Beispiel einen Autounfall? Oder stammt er vielleicht aus dem Tierschutz und musste früher Misshandlungen über sich ergehen lassen? Diese Erfahrungen können auch bei Hunden zu Depressionen führen. Ein Trauma kann durch verschiedene Situationen ausgelöst werden. Das kann zum Beispiel auch ein Beißvorfall mit einem anderen Hund sein oder eine speziell für Deinen Hund eben traumatisierende Erfahrung.
Überforderung / Unterforderung – Burn-Out und Bore-Out beim Hund
Depressiver Hund trotz ausreichender Beschäftigung? Vielleicht aber auch genau deswegen. Es ist nicht immer einfach, die richtige Basis an Beschäftigung für Deinen Hund zu finden. So kann es passieren, dass Du Deinen Vierbeiner überforderst, Gerade Hunde mit Will-to-please können depressiv werden, wenn sie die Anforderungen nicht erfüllen können.
Gleiches gilt aber auch für Unterforderung. Hat Dein Hund keine Aufgabe und dauerhaft Langeweile, können sich psychische Verhaltensstörungen entwickeln.
Einsamkeit
Dein depressiver Hund könnte sich alleine fühlen. Zum einen, weil er vielleicht viel zu lange alleine gelassen wird oder das Alleine bleiben nie richtig gelernt hat. Aber selbst wenn Menschen um ihn sind, könnte er sich einsam fühlen. Denn vielleicht fehlt ihm ein Artgenosse oder er fühlt sich einfach ausgeschlossen, weil er zu wenig Beachtung erhält.
Verlust
Der Verlust eines Familienmitglieds – sei es nun Herrchen oder Frauchen oder ein anderer ihm nahestehender Mensch oder ein Artgenosse können beim Hund für tiefe Trauer sorgen. Aus dieser Trauer kann ein depressiver Hund entstehen.
Veränderung der Umgebung / der Lebensumstände
Diesen Punkt habe ich absichtlich etwas allgemeiner gefasst. Denn grundsätzlich können Veränderungen zu Depressionen führen. Immer dann, wenn Dein Hund besonders sensibel darauf reagiert. Ich möchte Dir einige Beispiel hierfür nennen:
- Einzug eines weiteren Hundes
- Umzug in ein neues Zuhause
- Einzug eines neuen menschlichen Mitbewohners (neuer Partner, menschlicher Nachwuchs)
- Abgabe in ein neues Zuhause
- Urlaub in einer Hundepension / bei anderen Menschen
- weitere
Depressiver Hund – wie kann ich meinem Hund helfen?
Ist Dein Hund ein depressiver Hund? Dann ist nun die Frage, wie Du ihm helfen kannst. Grundsätzlich sei erstmal gesagt, dass Du Deinem Hund häufig durch Rituale und klare Regeln helfen kannst, damit er sich auf Dich verlassen kann. Dann muss natürlich geschaut werden, was der wahrscheinliche Auslöser für das Verhalten Deines Hundes ist.
So sollte überprüft werden, ob die Beschäftigung für Deinen Hund angemessen ist. Herausfinden kannst Du das auch, in dem Du selbst mal mehr bzw. weniger mit Deinem Hund machst und prüfst, ob er damit glücklicher ist. Auch im Alter solltest Du Deinem Hund entsprechende Beschäftigung bieten. Hierdurch bleibt er zum einen länger fit und zum anderen wird er zufriedener sein.
Beim Thema Hormone solltest Du unbedingt mit Deinem Tierarzt sprechen. Es gibt pflanzliche Möglichkeiten, zum Beispiel den Milchfluss bei einer Hündin abzuschwächen bzw. grundsätzlich die Symptome zu mildern.
Für viele Ursachen gilt: Schaffe schöne Momente, macht das, worauf Ihr Spaß habt. Das kann bereits die Lebensgeister Deines Hundes wecken. Ansonsten solltest Du natürlich Dir auch Zeit für Training nehmen: Das Alleine bleiben muss trainiert werden. Gewöhne ihn langsam an neue Lebensumstände. Am besten suchst Du Dir einen kompetenten Hundetrainer, der Dich engmaschig begleitet.
Außerdem solltest Du unbedingt auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung achten. Ich empfehle AniFit Hundefutter.
Depressiver Hund – Fazit: Auch Hunde können psychische Krankheiten entwickeln
Depressionen beim Hund gibt es also. Und sie kommen auch gar nicht so selten vor. Sofern Dein Hund ein depressives Verhalten zeigt, solltest Du bitte sofort reagieren und die Sache nicht „klein reden“. Ein depressiver Hund hat kaum oder keine Lebensfreude mehr. Und das kannst Du sicherlich genauso wenig ertragen wie ich, oder?
Neben Depressionen gibt es aber noch weitere psychische Erkrankungen. So konnte auch Demenz bei Hunden nachgewiesen sein. Und ich bin der festen Überzeugung (auch wenn ich dazu keine Studien gefunden habe), dass es auch psychopathische Hunde gibt. Wie sonst kann man erklären, dass ein zwölf Wochen alter Welpe einen zehn Wochen alten anderen Welpen mit Tötungsabsicht angreift? Das ist kein Witz, ich war selbst dabei.
Grundsätzlich möchte ich aber keine Panik schüren. Nicht jeder Hund ist affin für psychische Erkrankungen. Es gibt eben Hunde, die deutlich reslienter sind. Dennoch kann es jeden Hund – unabhängig von Hunderasse, Alter und Haltung treffen.
Hast Du Fragen oder eigene Erfahrungen zum Thema Depressiver Hund? Dann hinterlasse mir gerne einen Kommentar. Ich antworte schnellstmöglich.
[…] “trauriger” Blick kann auf Depressionen hinweisen, aber eben auch auf Schmerzen beim […]