Ich möchte es direkt vorweg nehmen: Ich bin kein Tierarzt und dieser Beitrag ersetzt auch keine Beratung durch einen Veterinärmediziner! Sollte Dein Hund Cortison erhalten haben und Du findest etwas merkwürdig, ruf bitte unbedingt in der Tierarztpraxis Deines Vertrauens bzw. beim Behandelnden Tierarzt an. In diesem Beitrag Kortison beim Hund möchte ich Dir von meinen Erfahrungen berichten und werde etwas weiter ausholen, da es neben der Anwendung bei Mira natürlich noch weitere Anwendungsbereiche und durchaus auch noch andere Nebenwirkungen geben kann.
Inhaltsverzeichnis
Kortison beim Hund – was ist Cortison genau?
Cortison ist für Deinen Hund (genauso wie für Dich) lebensnotwendig. Wir haben alle körpereigenes Kortison. Hierbei handelt es sich um ein Hormon, welches in der Nebenierenrinde gebildet wird. Es hat verschiedene Funktionen, u.a. reguliert es den Wasserhaushalt, den Zuckerstoffwechsel und ist auch am Immunsystem beteiligt. Um diese Wirkung zu erzielen, wird Cortison im Körper zu Cortisol umgewandelt.
Häufige Symptome für einen Mangel sind übrigens Müdigkeit, Haarausfall und ein eingeschränktes Immunsystem (häufige Infektionen) (und während ich das hier niederschreibe, überlege ich, ob ich bei mir nicht mal wieder das Blut untersuchen lassen sollte *hust*).
Kortison wirkt ommunsuppressiv. Das beidetet, dass es gewisse körpereigene Abwehrmechanismen abmildert und dadurch zum Beispiel Entzündungen entgegengewirkt werden kann. Außerdem kann es Schmerzen und Juckreiz lindern.
Vielleicht fragst Du Dich nun aber folgende sinnvolle Frage: Wenn unsere Hunde doch körpereigenes Kortison bilden, warum muss dann in bestimmten Situationen zusätzliches Cortison verabreicht werden? Die Anwort ist einfach: Um gezielt gesundheitliche Probleme anzugehen, reicht die körpereigen produzierte Menge an Kortison nicht aus, weswegen zusätzlich kontrolliert ein Medikament verabreicht wird und hierdurch der Cortisonspiegel gesteigert wird.
Wann wird Kortison beim Hund eingesetzt?
Kortison kann zur innerlichen als auch äußerlichen Anwendung eingesetzt werden.
Häufige Anwendungsgebiete für Kortison beim Hund sind:
- Hautausschlag / Ekzeme, generell Hautprobleme
- allergischer Schock
- Unfälle
- Gelenkentzündungen (akut oder chronisch), Arthritis & Co
- Entzündungen in den Organen (akut oder chronisch), zum Beispiel IBD
- Virusinfektionen
- Allergien
- Autoimmunerkrankungen
- Atemwegserkrankungen
- Augenerkrankungen
- Nebenniereninsuffizienz
Wie wird Kortison Hunden verabreicht?
Kortison beim Hund kann auf verschiedene Arten verabreicht werden. Mira hat es beispielsweise als Injektion bekommen. Es gibt aber auch andere Formen, so gibt es Kortisonsalben / Kortisoncremes, Tabletten als auch Sprays.
Die Anwendungsform ist abhängig von dem Krankheitsbild, weswegen das Kortison beim Hund eingesetzt werden soll. Du kannst Kortison nicht selbst in der Apotheke oder im freien Handel kaufen. Es wird Dir entweder vom Tierarzt direkt ausgehändigt oder Du erhältst ein Rezept dafür.
Wie lange muss Kortison beim Hund gegeben werden?
Das ist unterschiedlich und abhängig davon, weswegen sie verabreicht werden (und in welcher Form).
Man unterscheidet zwischen:
- Ultrakurzzeitkortisonen, die eine Wirkdauer bis acht Stunden haben (werden meist bei allergischen Schocks oder auch bei Unfällen eingesetzt)
- Kurzzeitkortisone, die eine Wirkung von 24 bis 36 Stunden haben
- Kortisone, die mittellang wirken (bis zu 10 Tage)
- Langzeitkortisone – bis zu drei Monate
Welches Kortison bei Deinem Hund Sinn macht, entscheidet natürlich Dein Tierarzt. Halte Dich bitte unbedingt an die Vorgaben. Gib Deinem Hund genau die vorgeschriebene Dosierung (sofern Du es selbst verabreichst). Eine zu niedrige Dosis könnte ihre Wirkung verfehlen, eine zu hohe wiederum zu starken Nebenwirkungen führen. Auch ein plötzliches Absetzen ist nicht gut für Deinen Hund. Im Fall der Fälle solltest Du immer Rücksprache mit Deinem Tierarzt halten und besprechen, in welcher Art eine Absetzung des Kortisons beim Hund erfolgen soll.
Welche Nebenwirkungen kann die Gabe von Kortison beim Hund haben?
Kortison beim Hund kann verschiedene Nebenwirkungen haben. Dies ist unter anderem auch von der Verabreichung abhängig. Unsere Tierärztin sagte mir beispielsweise, dass es bei der oralen Gabe von Kortison zu Durchfall kommen kann, bei einer Injektion sollte das nicht der Fall sein – zumindest nicht unmittelbar.
Typische Nebenwirkungen bei der Kortisongabe bei Hunden sind:
- starker Durst
- durch die erhöhte Flüssigkeitszunahme natürlich auch ein erhöhter Harnabsatz
- ständiges Hungergefühl
- Gewichtszunahme
- Wassereinlagerungen
- Fetteinlagerungen
- Veränderung der Haut und dem Fell
- Erbrechen
- Durchfall
- Muskulaturabbau
- Knochenerweichung
- Geschwüre der Magen- und / oder Darmschleimhäute
- Verhaltensänderungen (Aggression, Lethargie, etc.)
- Vermehrtes Hecheln
- Leberwertveränderungen
- Diabetes (Auslöung oder Verstärkung)
- Störung der Wundheilung
- Infektionsrisiko ist erhöht /Immunsystem geschwächt
- Cushing-Syndrom
Sollte Dein Hund Nebenwirkungen zeigen und Kortison beim Hund dauerhaft kriegen, setze es bitte nicht einfach ab. Sprich unbedingt mit Deinem Tierarzt, denn Cortison sollte ausgeschlichen werden. Wenn Du vor der Behandlung von einer Diabetes-Erkrankung bei Deinem Hund weißt, solltest Du Deinen Tierarzt zudem unbedingt darauf hinweisen.
Viele der genannten Nebenwirkungen treten eher bei einer Langzeitgabe auf. Bei einer Kurzzeittherapie sind Nebenwirkungen seltener. Das heißt aber nicht, dass sie ausgeschlossen werden können.
Unsere Erfahrungen mit der Gabe von Cortison
In meinem Beitrag „Hund humpelt“ hatte ich Dir bereits schon berichtet, dass ich mit Mira in der Tierklinik Posthausen war, da sie lahmte. In dem Beitrag findest Du auch den Befund. Um die Entzündungen in den Beugesehnen zu behandeln, wurde Mira Kortison gespritzt. Nach vier Wochen wird die gleiche Behandlung wiederholt. Mira muss für insgesamt 10 Wochen an der Leine geführt und möglichst geschont werden.
Die Nebenwirkungen überrannten mich förmlich. Mir war bekannt, dass Hunde einen gesteigerten Durst zeigen und auch der Appetit sich erhöht. Allerdings habe ich nicht mit so massiven Auswirkungen gerechnet. Es ging zirka zwei Tage nach der Behandlung richtig los: Mira hat am Tag ungefähr 8-10 größere Trinknäpfe leer gesoffen. Dementsprechend musste sie natürlich auch andauernd raus, um Urin abzusetzen.
Hund hat dauerhaft Hunger
Auch der Hunger war immens. Sie fing an, Essen auf dem Boden zu suchen und auch auf unseren kleinen Spaziergängen musste ich plötzlich aufpassen, dass sie nichts vom Boden aufnimmt. Und ich muss die Phrase nun einfach mal sagen: Das hat sie ja noch nie gemacht!
Sie hat sonst auch Leckerli immer vorsichtig aus meiner Hand genommen und wurde plötzlich zur Schnappschildkröte. Die Nächste waren sehr unruhig, die Tage waren auch nicht besser. Sie war dauerhaft gestresst und natürlich belastete es auch mich sehr. Sie bekam zwei Tage lang schlimmen Durchfall. Allerdings war das keine direkte Nebenwirkung vom Kortison (da Injektion), sondern entweder vom Stress oder weil sie in einem unbemerkten Moment tatsächlich etwas aufgenommen hatte, was sie nicht hätte fressen dürfen.
Praktischerweise muss ich sie aber nicht bewusst ruhig halten. Denn sie hat gerade eh keine Lust, sich zu bewegen – abgesehen vom Erledigen des Geschäfts.
Wann hören die Nebenwirkungen von Kortison beim Hund auf?
Die starken Nebenwirkungen haben bei Mira ungefähr zwei Wochen angehalten. Danach flachten sie langsam ab. Mira reagiert sehr stark auf Kortison beim Hund. Das heißt allerdings nicht, dass Dein Hund auch so reagieren wird. Mira ist grundsätzlich bei der Gabe von Medikamenten sehr sensibel.
Die Wirkungsdauer ist natürlich auch davon abhängig, ob es sich um eine Langzeittherapieoder eine Akutbehandlung / Kurzzeittherapie handelt. Weiter oben habe ich Dir die unterschiedlichen Wirkdauern angegeben.
Im Übrigen konnte ich Mira auch nicht länger alleine lassen. Daher solltest Du zumindest die ersten Tage gucken, dass Du Urlaub hast oder im Homeoffice arbeiten kannst bzw. dass jemand bei Deinem Hund bleibt. Sicher ist sicher. Ich habe das Glück, nahezu zu 100% Remote arbeiten zu können, sodass diese schwierige Zeit durch uns gut gemeistert werden konnte, auch wenn mir hin und wieder etwas Schlaf fehlte 🙂
Was kann ich gegen Nebenwirkungen von Kortison tun? Was hilft?
Um ehrlich zu sein: Ich weiß nichts. Ich habe mit Tierheilpraktikern und Tierärzten telefoniert. Ich habe auf Instagram meine Community gefragt. Du musst da wohl einfach durch. Das Trinken wegstellen ist nicht gut. Dein Hund sollte Wasser zur Verfügung haben. Stell Dir vor, Du hättest unglaublichen Durst und Dir würde das Trinken verwehrt bleiben?
Auch das Thema Hunger ist so ein Ding. Die Hunde haben wirklich richtiges Hungergefühl und sind wie getrieben. Also neigt man dazu, ihnen auch etwas zu geben. Auf der anderen Seite kann Kortison schnell zu Übergewicht führen, was natürlich auch kontraproduktiv ist. Was kannst Du also tun?
Ich habe mich dazu entschieden, das Futter mit kalorienarmen Füllstoffen aufzufüllen und auf mehrere Mahlzeiten aufzuteilen. Als Füllstoff habe ich die Karottenflocken von ANIfit genommen. Da Mira entgegen meiner Erwartung deutlich abgenommen hatte, habe ich auch ANIfit Reis-Pops hin und wieder beigemischt. Außerdem gab es zum Kauen immer mal wieder Karotten. Mohrrüben fördern unter anderem auch die Darmgesundheit.
Während ihres Durchfalls hatte ich zeitweise auf ANIfit Schonkost und ANIfit Moro’sche Karottensuppe umgestellt. Diese Produkte habe ich für den Notfall immer zu Hause – denn in Miras Zustand hätte ich nicht mal eben einkaufen gehen können.
Außerdem hilft natürlich Beschäftigung. Allerdings muss ich an dieser Stelle sagen, dass Mira nicht wirklich Lust hatte und längere Spaziergänge aufgrund der Schonzeit sowieso nicht möglich waren. Also habe ich immer nur kleine Einheiten gemacht.
Du könntest auch Schleckmatten, Beschäftigungen mit Futter oder Kongs vorbereiten und Deinem Hund anbieten. Das beschäftigt und das Lecken sättigt Deinen Hund. Am besten in den Gefrierschrank geben:
Würde ich die Behandlung wieder durchführen lassen?
Uns steht ja noch eine Injektion bevor und es kann also sein, dass der ganze „Spaß“ von vorne los geht. Vielleicht fragst Du Dich jetzt, ob ich das wirklich machen lassen will. Und es gibt nur eine Antwort darauf: JA!
Zwei Tage nach der Injektion war Mira bereits lahmfrei. Sie konnte wieder aufstehen und laufen. Im Schritt ist sie zwar noch etwas steif, aber im Trab läuft sie bereits sehr federnd (Galopp ist derzeit aufgrund von Schonung verboten). Seit Wochen läuft mein Hund wieder ohne zu lahmen! Meines Erachtens ist dieser Erfolg also die Nebenwirkungen wert.
Wie Du weißt, machen wir regelmäßig Physiotherapie bei der Hundephysiotherapie Fastje, sie hatte Schmerzmittel bekommen, wurde immer wieder geschont, all das brachte nur bedingt Erfolg in Bezug auf ihre Lahmheit und nach der Gabe stellte sich schnell eine deutliche Verbesserung ein. Ich bin sehr dankbar und hoffe, nach der Schonzeit und einer Aufbauzeit mit Mira wieder normal spazieren gehen zu können und vielleicht auch kleinere Wanderungen zu unternehmen.
Sicherlich müssen wir uns noch Gedanken machen, in welcher Form sie zukünftig therapiert wird, da die Arthrose nicht heilbar ist. Aber hierzu in einem anderen Artikel mehr.
Fazit: Ist Kortison beim Hund sinnvoll?
Die Gabe von Kortison beim Hund sollte sicherlich wohl überlegt sein, denn es kann zu Nebenwirkungen wie oben beschrieben kommen. Die Tierärzte, mit denen ich bisher zu tun hatte, verschreiben es aber nicht unbedacht. Für mich persönlich überwiegt bei Mira der Nutzen seit der Kortisongabe. Sie ist endlich wieder lahmfrei und kann so eine bessere Lebensqualität mitgewinnen, auch wenn sie vorübergehend durch Nebenwirkungen und das Ruhighalten natürlich eingeschränkt sind.
Ob die Gabe von Kortison beim Hund auch bei Deinem Vierbeiner Sinn macht, besprichst Du am besten mit Deinem Tierarzt. Lasse Dich unbedingt auch über die möglichen Nebenwirkungen aufklären. Das soll Dir keine Panik bereiten, aber so bist Du besser vorbereitet.
Ich gehe nun entspannter in den zweiten Termin der Injektion. Wenn auch dann die Nebenwirkungen „nur“ zwei Wochen anhalten, ist das für mich verschmerzbar, auch wenn es natürlich anstrengend ist. Aber für die geliebte Fellnase nimmt man doch so einiges in Kauf, oder?
Hast Du Fragen zu diesem Thema oder eigene Erfahrungen? Dann freue ich mich über ein Kommentar von Dir und wir können uns austauschen.
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